Eulengrat

Tourenbericht SAC-BL, Eulengrat, 19.Mai 2024

 

Jaja, das liebe Wetter. Wieder mal hat es uns im Regen stehen lassen, sprichwörtlich. Nicht in unserer immer sonnigen NW-Ecke der kleinen Schweiz aber in den Voralpen und genau dort wollten wir eigentlich hin, genauer ans Gälliwändli. Und dieses steht, wie der Name vermuten lässt, am Gällihore ob Kandersteg.

Aber eben daraus wurde wetterbedingt nix. Was machen motivierte SAClerInnen in einem solchen Fall? Richtig: nicht den Kopf hängen lassen sondern alternative Pläne schmieden!

Also gehts am Sonntag morgen früh, bestens gelaunt und maltesers- sowie brezelgestärkt mit der Bahn aus dem Baselbiet via Olten und Solothurn nach Oberrüttenen und von dort herrlich durch nebeligen Wald vorbei am grössten Steinmann im gesamten Alpenbogen zum Einstieg des Eulengrates.

Es war zu erwarten, auch andere VertikalturnerInnen haben die gleich gute Idee wie wir. Zwei Minuten nach unserem Eintreffen am Einstieg schliesst die rund zehnköpfige JO aus dem Mittelland auf, die wir schon im Bus gesehen haben. Jetzt heissts taktisch sein und Gas geben. Immer schön nett sein aber klar die Absicht signalisieren: wir steigen als erstes ein. Ich nutze die Gunst der Stunde und verschwinde im Nebel. Die Entscheidung scheint die richtige gewesen zu sein, wir sehen die JOlerInnen den ganzen Tag nicht mehr.

Überhaupt, obwohl ich ausser Thomas noch niemanden unserer Truppe kenne bin ich sehr angetan vom Können und der Effizienz unseres Teams! Zügig werden auch die etwas kniffligeren Passagen dieser wunderbaren, alpin angehauchten Klettertour in Angriff genommen und gelöst. Nach dem zweiten, etwas steileren Wändli, das uns doch schon etwas fordert, soll Cornelia – heute übrigens auf ihrer zweiten Klettertour! – gefragt haben wo denn bitteschön hier das “Problem” gewesen sein solle?? Worauf sich der schreibende Tourenleiter kurz fragt, ob ab sofort jeweils nicht die 6b-Variante geklettert werden müsste. Wir belassen’s bei der Originallinie…

Die herrliche Aussicht übers Mittelland und auf die sich in der Ferne auftürmenden Gewitterwolken über Kandersteg wird kurz getrübt durch den nicht eben geruchtsneutralen Anblick einer Gämse am Wegrand, die ihre besten Tage sichtlich hinter sich hat… Nochmals gehts einige schöne Klettermeter weiter, immer wieder gesäumt mit den juratypischen Bäumchen an denen sich prächtig Bandschlingen anbringen lassen als Zwischensicherungen und nach vielen weiteren “Herrrrrlich!” und “wie schöööööön!”-Ausrufen stehen wir keine vier Stunden nachdem wir eingestiegen sind bereits am Ausstieg. Über uns türmen sich nun auch über den Jurakämmen dunkle Cumuli an denen sich die Gilde der Gleitschirmer mächtig zu freuen scheinen. Uns erfreuen sie etwas weniger, haben wir doch die feste Absicht, trockenen Fusses unseren Ausgangspunkt zu erreichen. Eine kurze Vesper am “Gipfel” muss schon sein aber dann machen wir uns zügig an den Abstieg. Den schnellen aber nicht empfehlenswerten Abstieg durch steile, geröllgefüllte Couloirs lassen wir sprichwörtlich links liegen und steigen stattdessen rechts haltend weiter auf den Kamm der uns auf schönem Wanderweg, später durch die bewaldete Südflanke zurück nach Oberrüttenen führt. Im frühlingshaft warmen Abstieg – übrigens ohne Gewitterregen – wird schon wieder angeregt über winterlichen Alpinismus diskutiert und der Schreibende stellt hoch erfreut fest, dass er nicht der einzige der Gruppe ist, der ein Faible hat für eisiges Vertikalturnen und die ach so gspässige Disziplin des Drytoolens. Wenn das nicht hervorragende Aussichten sind für die nahe Zukunft! Da kommt mir grad in den Sinn: ich sollte dringend noch Eingaben für das kommende Jahresprogramm des SAC machen…