Und wieder mal ist’s wie so oft in diesem Sommer: die Langzeitwetterprognose sagt zwei Wochen vor unserer Tour über die Lobhörner bestes Wetter voraus am Tag unserer geplanten Tour. Eine Woche vorher ist die Prognose nicht mehr ganz so bäumig aber immerhin, es sollte gehen. Von da an gehts rapide in eine Richtung: bergab. Am Mittwoch der Vorwoche ist dann die Wetterprognose dermassen schitter, dass ich schweren Herzens die Übernachtung im Lobhornhüttli abblase. Was nun? Eine Alternative muss her! Im Jura stehen die Zeichen zwar auch nicht eben auf eitel Sonnenschein, aber besser etwas im heimischen Jura zu klettern als auf der Couch zu liegen. Wir entscheiden uns für den Brüggligrat oberhalb von Lommiswil. Am Sonntag morgen früh ziehe ich die Vorhänge auf und was muss ich sehen: Schiff aus vollen Kübeln…! Ich öffne die Wetteräpp. Oh nein, hätte ich bloss nicht! Schnell wegzäppen! Bin hin und hergerissen: soll ich die Teilnehmenden anrufen und die ganze Schose abblasen? Nein! Wenn nicht sie mich anrufen und forfait geben, dann tue ich das bestimmt auch nicht! Wir können ja immer noch an den Einstieg und weiter zur Bergbeiz Schauenburg spazieren und dort ein Käffeli trinken.
Nach und nach gesellen sich meine Mitstreitenden zu mir auf dem Weg nach Lommiswil, alle in bester Laune und Vorfreude auf den heutigen Tag. Das nenn ich mal eine richtig tolle Einstellung: carpe diem at its best! Der letzte unserer Truppe wartet schon ungeduldig am Einstieg unserer Tour. Echt seltsam: sind bei besserem Wetter gefühlte Hundertschaften auf dieser Tour so ist heute ausser vier unerschütterlichen SAC BaselländerInnen weit und breit keine Menschenseele zu sehen im tropfnassen solothurner Wald…
Wir machen uns also bereit, es regnet und wir sind alle schon ziemlich nass bevor wir Hand an den Fels legen. Ich gebe die Devise des heutigen Tages aus: alle wollen wir heute abend unversehrt nach Hause kommen. Damit dies gelingt müssen wir uns extra vorsichtig auf dem nassen Fels bewegen und immer wieder Zwischensicherungen anbringen.
Schnell zeigt sich: alle Teilnehemenden sind schon ziemlich routinierte BerggängerInnen und ich bin sichtlich angetan von der Sicherheit aber auch der Effizienz mit der sie sich über den nassen Grat bewegen, denn zwischen leichtem Nieselregen und stattlichen Schauern lassen wir heute aber gar nichts aus. Ach stimmt, es gab da auch mal rund vier Minuten und dreiundzwanzig Sekunden ohne dass Wasser aus dem Himmel fiel…
In für diese Verhältnisse äusserst angemessener Zeit erreichen wir unseren “Gipfel” und alle sind wir uns einig: trotz widrigen Bedingungen war’s ein toller Tag und wir haben das Beste aus ihm herausgeholt! Und so freut’s den Tourenleiter umso mehr, dass sämtliche Teilnehmenden es toll fanden, dass die Tour nicht abgesagt wurde, sondern dass wir trotz allem eine Alternativtour klettern konnten. Und ich bin mir ziemlich sicher: die Lobhörner werden auch noch die kommenden Jahre im lieblichen Berner Oberland stehen bleiben…