Habe ich den Titel richtig gelesen und wenn ja (nach dem dritten Mal), was hat denn ums Himmels Willen Bergsteigen mit Hygiene im Mundraum zu tun??
Nun, um dies herauszufinden wurde heute eine fünfköpfige Delegation aus dem Baselbiet ins Greyerzerland geschickt mit dem Auftrag dem Dent du Broc auf den Zahn zu fühlen. Es steht nämlich zu befürchten, dass dieser von Weitem sichtbare Zahn, direkt über der Schoggifabrik Cailler gelegen, einem gewissen Kariesbefall ausgesetzt ist, ist doch anzunehmen, dass er sich dann und wann heimlich des Nachts von seinem erhabenen Thron hoch über Broc ins Tal schleicht um sich dort hemmungslos seiner Schoggiliebe hinzugeben.
Schön brav sitzt er aber an diesem Morgen auf seinem Berg und sonnt sich in… genau: der Sonne. Dabei tut er so als würde er nie im Leben auf dumme Gedanken kommen… Das bedeutet für die prüfende Delegation erstmal einen etwas mehr als zweistündigen und teils recht steilen Aufstieg am zum Glück noch schattigen Mordhang, äähhh, Nordhang. «Danger de mort» steht nämlich gross angeschrieben auf einem Banner quer über den Weg gespannt. Da die Delegation ohnehin einen langen Tag erwartet und den Zustieg nicht unnötig verlängern will, ignoriert sie dieses Banner geflissentlich, schliesslich ist Sonntag, die Motorsägen schweigen und Wind, der angesägte Bäume umwerfen könnte ist auch nicht in Sicht.
Solchermassen gut aufgewärmt erreicht die Gruppe DentalspezialistInnen den Sattel, der den Beginn des oberen Gratteiles markiert. Der untere Gratteil wird übrigens heute nicht geprüft, erwartet das SpezialistInnenteam dort keinen nennenswerten Kariesbefall, bzw. keine als solche zu bezeichnende Kletterei.
Der Dent scheint die Delegation bereits zu erwarten, ist aber, irgendwie verständlich, nicht sehr erpicht auf die Untersuchung (Wer geht schon gerne zum Herrn Doktor Zahnarzt??). Grad zum Anfang wirft er dem Team daher ein Willkommen entgegen das in etwa sagen will: «Ihr müsst ja nicht meinen, ich mache es euch allzu einfach!». Mit den vom Zustieg noch etwas feuchten und erdigen Bergschuhen ist die Einstiegsseillänge im Grad 4b schon ein veritabler Wakeupcall!
Danach scheint das Eis irgendwie gebrochen. Der Dent scheint seinen Widerstand aufzugeben. Oder er sagt sich: «Vielleicht ist’s ja gar nicht so schlecht, kommt mal jemand nachsehen wie’s um meine Gesundheit steht. Eine Wurzelbehandlung ist nämlich wirklich schmerzhaft!» Das hat er schon von anderen Dents gehört, die in der Romandie so herumstehen. Und so geht es Seillänge um Seillänge luftig und leicht der Krone des Zahns entgegen. Die Delegation DentalhygienikerInnen ist dabei natürlich hoch konzentriert an der Arbeit. Stein um Stein wird auf seine Festigkeit hin geprüft. Nur dann und wann wird einer kritisch beurteilt, wenn er nicht ganz fest im Zahngefüge sitzt. Man muss feststellen, die Substanz dieses Zahnes ist im Allgemeinen sehr gut und gibt absolut keinen Anlass zur Besorgnis! Das Bild, das sich der Delegationsleiter zuhause bei der Durchsicht der Röntgenbilder (Routenskizzen und Topo) gemacht hat scheint also stimmig. Nur einmal konnte er seiner Leidenschaft kurz nicht Einhalt gebieten und musste, selbstverständlich nachdem er sich vorher vergewissert hat, dass sich keine zweibeinigen Zahnteufelchen am Zahnhals und im bewaldeten Zahnfleisch darunter aufhalten, einen Brocken zu Tale schicken. Ahhhh, heeeerlig!
Im Mittelteil wirft der Dent du Broc sogar noch ein Goody hin in Form einer luftigen Abseilstelle. Der Schlawiner weiss nämlich ganz genau: das finden sie toll, die sogenannten KletterInnen, und danach serviere ich ihnen ein Häppchen, das sie wieder auf den Boden der Tatsachen holt! An der folgenden, besonders steilen Stelle des Zahnhalses im Grad 5c müht sich die Delegation dann schon etwas ab, aber hey: es sind schliesslich alles SpezialistInnen! Diese müssen den ganzen Zahn einer Prüfung unterziehen, also wird hier nicht aufgegeben! Einige wiederum leichtere Seillängen später steht die Delegation DentalhygienikerInnen auf der Krone des Dent du Broc und ist vollumfänglich zufrieden mit ihrer heutigen Arbeit und mit dem Ergebnis der Untersuchung: dem Dent du Broc kann trotz seiner Liebe zu Cailler eine beneidenswerte Gesundheit attestiert werden! Da und dort ein klein wenig Karies und ein bisschen Zahnreinigung, aber sind wir mal ehrlich: wer braucht das nicht hin und wieder? Grössere Löcher sind jedenfalls nicht zutage getreten, eine Füllung ist daher nicht nötig.
Wenn sie schon mal auf der Krone steht begutachtet die Gruppe DentalhygienikerInnen grad noch die umliegenden Dents der Romandie und die von dort sichtbaren Zähne der Deutschschweiz. So von Weitem machen auch sie einen kerngesunden und äusserst einladenden Eindruck!
Die Delegation ist überaus zufrieden hat daher beschlossen vielleicht in ein paar Jahren wieder mal eine genauere Untersuchung durchzuführen.