Wetterprognose eine Woche vor dem Kurs: Regen. Wetterprognose am Vortag: Regen. Tatsächliches Wetter am Kurstag: Starkregen. Frage: Lässt uns der von unserem Vorhaben abhalten? Antwort: Nein.
Per ÖV fahren drei verwegene SAClerInnen also am Sonntag, dem 12. November von Liestal mit dem schönen neuen Drämmli nach Waldenburg und von dort mit dem Postauto weiter über Langenbruck (Schnee) nach Balsthal: Starkschneeregen.
Bei einem wärmenden Kaffee treffen sie die vierte im Bunde. Die Steigeisen werden noch dort, im Trockenen verteilt und angepasst. SAClerInnen ohne eigene Steigeisen, gibts denn so etwas? Ja, gibt es. In diesem speziellen Fall. Für die zugegebenermassen etwas merkwürdige Bergsportdisziplin Drytoolen brauchts nämlich zwingend Steigeisen mit nur einer Zacke vorne und nicht die üblichen Alpinsteigeisen mit deren zwei. Ist das mal geklärt machen sich die vier Unverwüstlichen also auf Richtung Klettergebiet. Nun nur noch: Schneeregen. In einer wärmenden knappen halben Stunde erreichen sie das speziell für’s Drytooling eingerichtete Klettergebiet bei St. Wolfgang, an der Strasse ausgangs Balsthal Richtung Mümliswil. Dort angekommen geht sinnbildlich die Sonne auf. Quasi. Denn der Bereich des Klettergebietes der sich für die Ausbildung eignet ist, Überhang darüber sei Dank, nahezu vollständig regengeschützt. Dank zügigem Schritt wurde der Kreislauf schon im Zustieg in Schwung gebracht, dort angekommen helfen uns ein paar weitere Übungen unsere Koordination und unsere Reaktionsfähigkeit auf Vorderfrau und –mann zu bringen. Solchermassen vorbildlich aufgewärmt gehts nun ans Eingemachte. Erst erkunden wir das Gefühl nur auf einer Frontzacke im Fels zu stehen. Dabei lernen wir: erstaunlich auf welch kleinen Strukturen mit einem Steigeisen, konzentriert auf einen kleinsten Punkt, gestanden werden kann. Bis es eben nicht mehr steht… Da wir nun wissen, wie wir stehen müssen, wenden wir uns den Eisgeräten – in diesem Falle sollte man wohl eher von Felsgeräten sprechen – zu. Auch das gehen wir Schritt für Schritt an. Erst platzieren wir die Geräte vor und hangeln uns von Gerät zu Gerät. Mit der nächsten Übung erreichen wir quasi die Lehrabschlussprüfung (oder wahlweise den Bachelor): dieselbe Traverse die wir soeben mit den vorplatzierten Geräten geklettert sind klettern wir nun wie wenn wir eine Drytoolroute “richtig” klettern würden, nämlich die Hooks (das sind die kleinen Unebenheiten, die das Platzieren der Eisgeräte und der Steigeisen ermöglichen) selbst suchend. Was lernen wir aus dieser Übung: je steiler das Gelände, desto anstrengender und athletischer wird die Kletterei. Und was noch? Dass das Suchen und Finden der Hooks ungeübten Auges etwas dauern kann was die Kletterei noch anstrengender macht. Der so wichtige Handwechsel am selben Eisgerät wird ebenso eingeführt und geübt wie das Überkreuzen. Weitere kurze Erklärungen des Kursleiters helfen für’s Verständnis von drytoolspezifischen Eigenheiten. Ich überlasse es hier der geneigten Leserin, dem geneigten Leser sich vorzustellen, was ein “Steinpull” ist. (Dr. Google weiss es bestimmt. Im Übrigen demonstriert uns das Marie auf einer der Photos exemplarisch).
Solchermassen auf diese gspässige Disziplin eingefuxt gehts nun endlich ans wirkliche Klettern. In kurzen Toproperouten wenden wir dann das soeben Gelernte an. Immer wieder aufs Neue sind wir überrascht, wie erstaunlich gut auch kleinste Hooks unser Gewicht halten, solange wir gaaaanz ruhig klettern und unsere Geräte und Steigeisen halten ohne zu bewegen. Tun wir das nämlich nicht, werden wir meist unweigerlich und ohne Vorwarnung mit einem Abgang “belohnt”. Nach spätem Lunch an wärmendem Feuer und bis zum Kursende werden tatsächlich noch erste Routen vorgestiegen und Thomas toolt sich mit erstaunlicher Ruhe, Abgeklärtheit und Lust am Ausloten der Belastbarkeit von Hooks zwei etwas längere, senkrechte Routen im Toprope hoch. Das und die allenthalben erfreuten Gesichter erfreuen im Gegenzug auch den Kursleiter. Dem Vernehmen nach sind heute alle Kursteilnehmenden auf ihre Kosten gekommen und hatten ihre Erfolgserlebnisse. Darum machen die vier verwegenen SAClerInnen nach diesem lehrreichen Tag nun einen Rückzug wie sie gekommen sind: im Regen.