Es war noch dunkel, als wir die Reise angetreten haben. Auf der Hauptverkehrsroute Richtung Diemtigtal haben wir unsere Pläne geschmiedet und Radio gehört. Während der Sendepause ging dann die Sonne auf und leuchtende Orangetöne färbten den Himmel.
Schon weit weg von der Zivilisation trafen wir dann auf Nico. Nico kommt aus Zürich und hat gemäss seinen Angaben alle JO-Angebote der Schweiz für diesen Tag angeschaut und uns versichert, dass es kein cooleres Angebot gab.
An einem idyllischen Picknickplatz beim Meningboden schauten wir die Felswand an und entschieden uns dann endgültig für die Mehrseillänge Syndrom 6a. Der Aufstieg war schön, steil aber nicht zu steil, sodass Gespräche ohne Weiteres ihren Platz gefunden haben.
Bei der Einstiegstelle, auf einem Sattel pfiff uns dann der Wind um die Ohren. Niggi übernahm den Lead und kletterte die erste Länge vor. Mit ihm in der Seilschaft, Ultralight-Niels. Die zweite Seilschaft bildete Sebastian mit seinem – nach seiner überheblichen, frechen Aussage – Belay Bunny Noëlle. Last but not least beendeten Gabriel und Nico einen jahrhundertealten Krieg zwischen Basel und Zürich und sicherten sich gegenseitig bis zum Schluss. Beide überlebten und bewiesen, dass es gleich gesinnte, vernünftige Menschen sowohl in Basel und gegen jede Erwartung auch in Zürich gibt. Trotz ausgelassenen Unterhaltungen und massenhaft Sprüchen, war die Wartezeit nicht nur entspannend. Im Gegenteil. Bereits zitternd stiegen wir in die Route. Die Felswand war kalt wie eine Tiefkühlpizza. Der zusätzlich erbarmungslose Wind raubte uns die Energie, sodass wir jedes Gefühl in den Fingern verloren. Das Blut in den Händen drohte zu gefrieren. Hie und da hatten wir das Gefühl, der Wind reisst uns vom Feld und lässt uns ins Seil stürzen. Doch die tapferen JO-ler, angeführt von Niggi kletterten unbeugsam weiter. Über knifflige Schlüsselstellen und wunderschöne Längen bis zur Abseilstelle. Beim Seil abziehen spielte uns der Wind in die Karten und wehte das hochgehende Ende so weit nach links, dass es sich in einem Riss verklemmte. Doch auch dieses Problem war mit einem Prusik und dem bärenstarken Niggi schnell gelöst.
(An den Leser/die Leserin: Es liegt auf der Hand, dass bei der Schilderung da und dort übertrieben wurde. Ich halte dich aber für intelligent genug, um selbst über das Ausmass der Übertreibung zu urteilen ;-))
Nach dem Abstieg futterten wir unseren Lunch und gingen danach in die Bergbeiz. Während alle ein kalten Weizensirup oder Cola bestellten, wählte nur einer die heisse Schoggi. Man könnte sagen, er sei ein «Gfrööhli». Man könnte auch sagen, er dachte als einziger daran, sich von innen zu wärmen. Ansichtssache 🙂
Der Tag ging zu Ende, die Tour war vorbei
Eine JO wir wir, gibt’s keine zwei
Verfasst von: Gabriel Pfister
Tourenleiter: Niggi Isenegger
Teilnehmer: Noelle, Sebastian, Niels, Gabriel, Nico