Skitourentage im Gauli

Was ist eine gute Tour? Was macht eine unverschämt gute Tour aus? Ist es dann, wenn du am letzten Tag auf dem Golegghorn stehst, vor dem recht steilen Couloir, das zum sorgfältig Abrutschen ruft und die Gruppe ein solch fröhlich witziges Selfie herzaubert mit den glücklich lachenden Gesichtern aller Teilnehmenden?

Wie es zu und her ging, erzähle ich euch gerne, Andi ergänzt die Daten.

Mittwoch, 5. April
Das Gauli ist ein verwunschenes, verträumtes Gebiet, einsam und nicht überlaufen, es erinnert mich an die Touren in den Südalpen, stille,

unberührte Berglandschaften. Es ist ein Aufstieg im Tempo des Bergführers, der ruhig seine Schlaufen für uns zieht und die bestehende Spur etwas abflacht. Schliesslich sind unsere Rucksäcke noch prall voll und es ist immer spannend, was jede*r jeweils in der Hütte daraus hervorzaubert. So gleiten jeweils meine Gedanken im regelmässigen Clack Clack unserer Bindungen und ein spannend coupiertes Gelände bringt Abwechslung. Eine rassige Abfahrt durch fast frühlingshaften Schnee führt uns in die Nähe der Hütte, kurz nochmals aufsteigen und etwas müde vom frühen Reisestart heute morgen geniessen wir die Erfrischungen in der Bächlitalhütte.
Mit ÖV zur Handegg und mit der Luxusseilbahn der KWO zur Gerstenegg 1772 müm  hoch. Abmarschzeitpunkt: 9:40Uhr, Aufstieg über das Gebiet der Bächlisblatti zum Sattel am Alplistock 2817müm. Abfahrt via Läckigang zur Bächlitälhütte 2328müm  Ankunft 14:30 Uhr.

 

 

Donnerstag, 6. April
In Schlafsälen kann man sich streiten, wie weit das Fenster bei eisiger Kälte offen sein sollte. Die Fensteröffner gewinnen immer. Hüttenschlaf, etwas an und ab und am Morgen hat man das Rascheln oder leise Schnarchen vergessen. Schliesslich wollen wir alle zur abgemachten Zeit bereit sein, das Wetter verspricht wunderbar zu werden. Es wird heute technisch und das Gstältli ist übergezogen. Schatten und Sonnenhänge wechseln sich in der Gletscherlandschaft und es verspricht Bilderbuchwetter. Die Leitern bei der Bächlitallücke steigen wir mit den Eisen hoch, so sind sie oben für den Abstieg an den Ketten schon bereit. Beim Nordgrat des Hinderstocks legt uns Walter ans Seil und so lässt uns 30m runterklettern. Es ist hier noch schattig und bitterkalt und wir sind froh im sonnigen Hang an den Spalten vorbei durchzugehen und langsam kurvend dem Hubelhorn entgegen zu steigen. Wolken wie aus Watte verzettelt, fedrig und dem Berg Bild das gewisse Extra noch gebend.
Ja, und dann eine Abfahrt, die das Herz des Tourenfahrers wärmt und die Seele jauchzen lässt. Kein Arzt könnte dir bessere Medizin verschreiben. Walter kennt die besten Hänge und so hat niemand zu maulen unten am See, den wir mit Respekt überqueren müssen. See ist See, da hat es Wasser drunter und er ist flach, man muss tüchtig stöckeln. Zur Hütte steigt es nochmals durch Couloirs und ziemlich steil hoch und erfüllt und bisschen erschöpft geniessen wir die neu renovierte und wunderschöne, zweckmässige Gaulihütte. Das Wirtepaar ist topp und verwöhnt uns auch kulinarisch sehr.

Start um 6:30 Uhr bei -14°C von der Bächlitalhütte über den Bächligletscher zur Oberen Bächlilücke 3073 m, 9:15 Uhr Abfahrt und Aufstieg auf dem Hiendertelltigletscher zum Nordgrat des Hinderstock 3070m, 11:35 Uhr, weiter zum Hubelhorn 3244m, 12:30 Uhr.

Abfahrt über traumhaft Nordhänge des Hubelgletscher bis zum Gaulisee 2140m
Aufstieg zur Gaulihütte 15:30Uhr via Urnenband und entlang dem Chammlibach.

Freitag, 7. April
Bisschen länger schlafen heute, es hat geschneit und geblasen, die ganze Nacht schon und der Winter ist zurück. Ins Graue tauchen, heisst es heute, allerdings mit leichtem Gepäck. Die ersten Couloirs sind steil, danach öffnen sich die Hänge und der Winter bringt uns die Weichheit und Stille des Pulverschnees zurück. Das Schneegestöber wird dichter. Leise trotten wir, die Augen auf die Skienden des Vorderen gerichtet, bis Walter zum Rückzug pfeift. Die Sicht, der Schnee, der oben eher abgeblasen ist, es wird nicht besser. Mit der Orientierung an den Vorfahrern gelingen herrliche, runde Schwünge im Pulver und wenn sich kurz die Sonne durch den Nebel zeigt, wird es sichtig und eine richtig gute Abfahrt. Zu Mittag sind wir zurück in der Hütte und das Schmausen und Spielen beginnt. So eine tolerante Gruppe, einigen geht der Gesprächsstoff nie aus, andere ziehen sich still in ihre Gedanken zurück und sinnen den Zeiten nach. Es hat alles platz.

Schlechtwetter Fronten durchqueren die Schweiz.
Gaulihütte um 8 Uhr via Chammlibach und über die weiten Hänge des «An Chipfen» in Richtung Hängendgletscherhorn auf ca. 3000 m, Umkehr wegen schlechter Sicht und starkem Schneefall
Um 11:30 Uhr wieder in der Gaulihütte

 

 

Samstag, 8. April
Schon tut sich etwas Wehmut auf: Der letzte Tag hat begonnen. Die Hütte leert sich, alle wollen den gut angekündeten Tag geniessen. Und vorbildhaft sind wir wieder alle zeitig zum Abmarsch bereit und haben alles dabei. Zu Gunsten des Schnees, der langen Abfahrt und des Ausstiegs der Tour, hat sich Walter für die Variante Golegghorn entschieden. Es ist nicht lange frisch, es geht stetig hinauf nach einer kurzen Abfahrt, obwohl der Hang noch lange im Schatten steht. Und die Sonne strahlt schon rundum und so zeigen sich die Konturen der Bergzacken noch schärfer. Gut gelaunt stehen wir auf dem Sattel und geniessen kurz danach die Aussicht vom Gipfel. Dass das Couloir steil ist, ist mir schon noch respektvoll in den Beinen, aber so steil, wie es der Techniker schreibt…. und sturzlos schaffen wir es dank den kundigen Anweisungen des Führers. Und dann das Dessert bis runter zu den Erlenbüschen und die Wald, Wiese und steingeschmückte Endfahrt, vom Pulver, zum Sulz und dann noch etwas Bade Schnee zurück in den Frühling. Es sind genial schöne Tourentage gewesen mit euch, der erfahrenen Gruppe und mit dem erfahrenen, umsichtigen und geübten Bergführer. Danke euch allen. Auch den tapferen Seilträgern.

Abfahrt von der Hütte um ca. 6:45 Uhr zum Urnenband ca. 1900 m, über die Hänge der Gouwlischafberg zum Golegghorn 3075 m  10:30 Uhr

Abfahrt auf der Ostseite durch ein 50° steiles Couloir in die weiten Hänge des Golegg-Gletscher und weiter bis zum Ausgangspunkt unserer Tage der Handegg 1400 m, 12:10 Uhr.

 

 

 

 

 

 

Bergführer: Walter Fetscher

Tourenleiter: Andreas Vizeli

Teilnehmende: Jürg Heckendorn, Gerhart Roth, Margrit Suri, Susanne Forrer, Judith Meister, Corina Jehli, Christine Brogli, Susanne Härri

Bericht: Susanne Härri und Andi

Photos: Walter, Gerhard, Andi, Jürg