Samstag, 6. Juli – Wer het mi Sardelle welle?
Der Ort ist bekannt für Sardellen, die vom Mittelmeer angeliefert wurden.
Das Tal stellte für den Transport gute solide 2 und 3 Räderkarren her. Einen solchen hätten wir beinahe gebraucht, falls wir wegen Zugverspätung in Milano unseren Anschluss verpasst hätten. Soweit kam es jedoch nicht. Wir hechteten in den fast fahrenden Frecciarossa. Wir, 13 fitte Frauen und Männer auf der Tourenwoche mit Regina.
Unser erstes Etappenziel ist Celle di Macra im Valle Maira, das wir am Nachmittag mit Zug, Züglein und Taxi erreichen. Nach der Einlauftour konnten wir die Sardellen und andere lokale Spezialitäten geniessen.
Sonntag, 7. Juli – Eisenhutbättriger Hahnenfuss, Nigritella Corneliana
Durch Wälder und satte Blumenwiesen wandern wir nach Chiappi / Gemeinde Castelmagno.
Dank Monika, die ihre Blumenkenntnisse extra für die Tour aufgefrischt hat, haben wir viele neue Namen gelernt. Über den Monte Bastia bis zum Gratrücken Bassa di Narbona, dort geniessen wir das Mittagessen umringt von neugierigen, stämmigen Kühen, Kälber und Munis. Weiter gehts auf und ab bis zur Wallfahrtskirche San Magno und schliesslich zum Relais la Font in einem Dorfteil von Castelmagno im oberen Granatal. Dort werden wir herzlich empfangen, geniessen die Abendstunden, bis wir mit einem köstlichen Nachtessen mit dem einheimischen Castelmagno Käse in allen Varianten verwöhnt werden.
Montag, 8. Juli – Steinblöcke statt Steinböcke
Nach dem opulenten Frühstück verlassen wir gut gesättigt das Granatal Richtung Sambuco im Valle Stura. Unsere botanischen Kenntnisse werden vertieft. Auf der Cima Fauniera 2515m werden wir sogar mit einem Teppich aus Edelweiss begrüsst. Die narzissenblütige Anemone gab den perfekten Vordergrund, um die Abstufungen der blauschimmernden, unzähligen Bergketten bis zur Poebene abzulichten. Auf dem Weg zum Colle Valcavera wandern wir vorbei an interessanten Steinblöcken, diesmal ohne Steinböcke. Ein kurzer Abschnitt führt über die alte Militärstrasse, die vor allem von Töff- und Velofahrern benützt wird. Wir biegen bald ab und beginnen den langen Abstieg durch die Schlucht des Rio della Madonna. Die brennenden Füsse baden wir, kurz bevor wir eine unfreiwillige Pause einlegen müssen, weil 500 Kühe Kälber und Munis auf die Alp ziehen. Nach insgesamt 1350 m Abstieg sitzen wir auf dem Dorfplatz von Sambuco und schreiben den Bericht der ersten 3 Tage.
Dienstag, 9. Juli – Pfiff und Donner
Mit dem Alpentaxi fahren wir zur höchstgelegenen Ortschaft Ferrere, man sagt, das wäre der schönste Ort im Valle Stura.
Begleitet von unzähligen Murmeltierpfiffen wandern wir durch Blumenwiesen Richtung Passo Colombard. Endlich sichten wir im hohen Licht ein paar Steinböcke. Die Murmelpfiffe werden unverhofft abgelöst durch heftiges Donnergrollen. Da gibt es nur eins: Flucht nach unten. Es stürmt, windete, blitzt und kracht. Zum Glück hat Milo die richtige Spürnase und findet den versteckten Schlüssel der ersten Alphütte. Der trockene Platz ist ideal für eine kurze Pause. Ob mit oder ohne Regenhosen werden alle nass und wir sind froh, dass wir uns in der Dorfbeiz aufwärmen und verköstigen können. Unerwartet früh kehren wir nach Sambuco zurück und geniessen den Nachmittag zur freien Verfügung. Den außergewöhnlich schönen Spa-Bereich mit Heusauna etc. und wunderbarer Aussicht wird für die Regeneration rege genützt. Die «Spa-Kneifer» organisieren Ziegenkäse, den wir beim obligaten Apéro vor dem Nachtessen degustieren dürfen.
Mittwoch 10. Juli – Schweigend mit den Sherpas unterwegs:
Um 7:30 schrauben wir uns 1200 m langsam hoch im schattenspendenden Wald bis zur Ruine der Caserma. Nach 3/4 der Strecke kommen die Sherpas zum Zug und erleichtern Marie Louise durchs Tragen von ein paar Kilos den letzten Aufstieg. Bei der Mittagsrast sehen wir in weiter Ferne auf fast gleicher Höhe thronend unsere Unterkunft, das Rifugio Migliorero. Eine Hängebrücke konnten wir nicht entdecken; so blieb uns nichts anderes übrig, wie 750 m runter und dann bei stehender Hitze dem schönen Bach mit Wasserfall entlang nochmals 500 m hinauf zur idyllisch gelegenen Unterkunft zu kämpfen, wo wir glücklich und zufrieden auf unsere vollbrachte Leistung anstiessen und die Sherpas entschädigt wurden. Die Hüttenwartin beendete das Feiern und Spielen gnadenlos exakt um 22 Uhr.
Donnerstag 11. Juli – Regina delle Alpi
Heute überqueren wir 2 Pässe, den Passo di Laroussa (2471m) und den Passo Tesina (2400m)
ergo machten wir 2 Etappen in 1 Tag. Mit dem Sonnenaufgang verliessen wir das einem schottischen Schloss nachempfundenen und mit etwa demselben Komfort (16. Jahrhundert) ausgestattete Rifugio. Was für ein zauberhafter Blick im Gegenlicht Richtung Schloss mit den Seen! Wir steigen 1 Std durch Alpenrosenfelder hinauf zum Passo di Laroussa. Nach 700 m Abstieg gibt es in einem Rifugio in der Sommersiedlung San Bernolfo ein kühles Getränk und ein feines Plättli. Nach einem weiteren Stück talabwärts zweigen wir ab ins Vallone Tesina. Der Aufstieg zum Pass bietet uns eine abwechslungsreiche Kulisse: Wasserfälle, Schluchten, Moorbiotope, verwitterte Bäume und unzählige Blumen. Nach 4 Std stehen wir auf dem Pass und laufen dann auf dem Zahnfleisch zu unserer Unterkunft, Kloster Sant’Anna di Vinadio. Nach einem 10-stündigen Wandertag schätzen wir die komfortablen Zimmer mit Bad.
Freitag, 12.Juli – Grenzschlängeln
Nach 400 m Aufstieg erreichen wir den breiten Grenzkamm I/F, auf dem wir bis zum Colle della Lombarda folgen. Durch steile Steinhalden steigen wir auf zum Passo d’Orgials (2600m), der höchste Punkt unserer Wanderung. Wir geniessen die Aussicht über Frankreich und Italien. Wir unterbrechen den steinigen Abstieg im Vallone Rio Freddo mit einem Bad im Laghi di Valletta. Die Wassertemperatur beträgt angenehme 14 Grad. Zielstrebig steuern wir das Rifugio Malinvern für eine letzte Stärkung an. Anschliessend noch 1 Stunde bergab auslaufen durch den schattigen Wald bis zum Parkplatz, bei dem das Taxi bereits auf uns wartet und uns nach Cuneo fährt. Den letzten Abend lassen wir im 5 Sensi kulinarisch ausklingen.
Samstag 13. Juli
Es bleibt noch etwas Zeit für letzte Einkäufe und Kaffee auf der Piazza. Mit genügend Wegzehrung eingedeckt machen wir uns auf den Heimweg. Vielen Dank an unsere Tourenleiterin Regina, die die Tour ausgezeichnet rekognosziert und unsere Gruppe sicher Richtung Mittelmeer geführt hat.
Teilnehmer: Ruedi, Milo, Tom, Verena, Susanna, Vreni, Christine, Margrit, Marianne, Helga und die Verfasserinnen des Berichts Monika und Marie Louise.