10 Tage unterwegs auf dem Karnischen Höhenweg

Karnischer Höhenweg oder Friedensweg:
Mittwoch, 5. Juli – Samstag, 15. Juli 2023

Der Karnische Höhenweg verdankt seine Entstehung der ehemaligen Frontlinie im Ersten Weltkrieg, die entlang der Kammhöhe des Karnischen Hauptkamms verlief. Der ca. 150 km lange Weg führt dem gesamten Kamm entlang, der an der Grenze zwischen Österreich und Italien verläuft.

Tourenleiterin: Regina Zweifel

Teilnehmende:  Max Bissig, Renate Bosshard, Bruno Brunner, Luzia Gilgen, Markus Hirzel, Barbara Martin, Tom Meier, Monika Neyerlin, Sonja Schibli, Georg Stebler, Brigitte Wyden

Mittwoch, 5. Juli 2023 / Sillian – Leckfeldalm – Sillianerhütte 2537 m
Die vollständige Gruppe traf sich am Hauptbahnhof Zürich im Zug nach Innsbruck. Nach der langen Zugsfahrt in Innsbruck angekommen, stiegen wir in den Bus über den Brenner und das Pustertal nach Sillian. Dort erwartete uns ein Alpentaxi, das uns auf die Leckfeldalm hochfuhr. Hier startete unser Wanderabenteuer. Sonnenschein, schwarze Wolken, und viel Wind begleiteten uns auf dem Aufstieg zur Sillianerhütte. Auf halbem Weg zog dann ein Gewitter über uns auf und wir kamen tropfnass auf der Hütte an.

Donnerstag, 6. Juli 2023 / Silianerhütte 2537m – Obstanserseehütte 2304m
Nach einer Regennacht starteten wir bei trockenem Wetter auf unsere Einlaufetappe. Wir warfen einen letzten Blick auf die Sextner Dolomiten und wanderten durch blumenreiche Wiesen den felsigen Gipfeln von Demut, Schöntalhöhe und Eisenreich entgegen. Beim Abstieg zur Obstanserseehütte mussten wir erneut die Regenmontur auspacken und das ersehnte Bad im Obstansersee fiel buchstäblich ins Wasser.

Freitag, 7. Juli 2023 / Obstanserseehütte 2304m – Standschützenhütte 2350m (Mittagessen) –Porzehütte 1942m
Bei kühler Temperatur stiegen wir via Obstanser Sattel auf die Pfannspitze 2678m auf. Wir alle freuten uns auf die Gemüsesuppe mit Ziegenkäse oder Polenta in der Standschützenhütte, von der uns Regina schon vorgeschwärmt hatte. Wir wurden nicht enttäuscht und auch die Bewirtung war top.

Nach der Stärkung wanderten wir weiter durch moorige Blumenwiesen hinab zum Stuckensee und nach ein paar steilen Kehren standen wir auf dem Heretriegel 2170m, wo wir in weiter Ferne bereits unser Ziel, die Porzehütte, sahen.

Samstag, 8. Juli 2023 / Königsetappe (ca. 8-9 Std.!) Porzehütte 1942m – Hochweisssteinhaus 1867m
Etwas angespannt und ehrfurchtsvoll starteten wir auf die Monster- ähhh Königsetappe. Der Weg war abwechslungsreich und anspruchsvoll (sehr steile Passagen mit Drahtseilen). Wir waren supergut unterwegs und niemand in der Gruppe hatte eine Krise. Beim vermeintlich letzten Abstieg – die Hütte bereits in der Ferne in Sicht – überraschte uns ein Gewitter. Die nächste Hiobsbotschaft erreichte uns etwas weiter unten: Der Querweg dem Hang entlang zur Hütte war gesperrt und nicht passierbar wegen Schneefeldern und Hangrutschen. Nun hiess es, weiter absteigen bis in die Talsohle und dann auf der anderen Seite wieder hoch zur Hütte, und das nach über 8 Std. Marschzeit. Wir mussten alle Motivation zusammenkratzen und erreichten das Hochweisssteinhaus ziemlich platt aber voller Stolz und Freude auf unsere Leistung! BRAVO!

Sonntag, 9. Juli 2023 / Hochweisssteinhaus 1867m – Wolayerseehütte 1959m
Kurzer Aufstieg in das Öfner Joch 2011m, Abstieg ins Val Feons, über Almen zum Giramondopass und steil bergab zur Oberen Wolayeralm. Hier – umgeben von Geissen (sogar eine Vierhornziege lernten wir kennen), Hühnern und Kühen stärkten wir uns mit frischer Geissenmilch, einem kühlen Radler oder Hollerschorle. Danach nahmen wir den letzten Aufstieg unter die Füsse und erreichten die wunderschöne, am noch schöneren See gelegene Wolayerseehütte. Wetter super, See gewaltig, aber der Abstieg zum See und unsere Müdigkeit in den Knochen verhinderten auch hier ein Bad.

Montag, 10. Juli 2023 / Wolayerseehütte 1959m – Valentinalm 1220m – Taxi zur Zollnerseehütte 1738m
Der Aufstieg führte uns dem See entlang und hinauf zum Valentintörl. Dort fesselten uns die Einblicke in die gewaltige Nordwand der Hohen Warte 2780m, dem höchsten Berg der Karnischen Alpen. Bergab wanderten wir nun auf einem 400 Millionen alten Meeresboden Richtung Valentinalm. Schon bald waren wir auf den Almwiesen und konnten viele Murmeltiere beobachten. Wir kehrten in die Valentinalm ein und warteten auf unser Alpentaxi, das uns bequem zur Zollnerseehütte fuhr. Wer dann noch Lust und genügend Power in den Beinen hatte, stieg noch auf den kleinen Trieb 2096m auf.

Dienstag, 11. Juli 2023 / Zollnerseehütte 1738m über Findenigkofel 2015m – Straniger Alm 1479m
Wir starteten auf die kurze Gratwanderung über den Findenigkofel zur Straniger Alm. Zu Mittag assen wir auf der Straniger Alm und am Nachmittag war Zeit zum Verweilen, Ausspannen, Schlafen oder eine kurze Tour auf dem Sennerweg.

Mittwoch, 12. Juli 2023 / Straniger Alm 1479m – Nassfeld 1630m
Heute stand nochmals eine lange Wanderung an. Die Wetterprognose war jedoch schlecht, Gewitter waren angesagt, aber wann diese kommen würden, da waren sich die verschiedenen Wetterprognosen nicht einig. Wir baten die Hüttenwirtin, uns das Frühstück bereits um 6h bereit zu machen. Der Himmel war mit dunklen Wolken behangen und Regina entschied, ins Tal abzusteigen und mit dem Bus nach Tröpolach bzw. mit der Gondelbahn nach Nassfeld zu fahren. Bereits in Tröpolach regnete und gewitterte es kräftig und der Betrieb der Gondelbahn wurde für 2 Stunden unterbrochen. Regina zauberte wiederum ein Alpentaxi aus dem Ärmel und so kamen wir trocken auf der Nassfeldalm an. Am Nachmittag riss der Himmel auf und ein unermüdliches Grüppli stieg bei bestem Wetter auf die Kammleiten 1998m auf. Am Abend war ein reichhaltiges Grillbuffet angesagt. In der Nacht gewitterte und hagelte es nochmals heftig.

Donnerstag, 13. Juli 2023 / Nassfeld 1630m – Egger Alm 1422
Wir wanderten durch Alpenrosenfelder, welche hier sehr üppig blühten. Sehr schön verlief unser Weg auch zwischen Wald und Wiesen, auf bequemen Steigen und schmalen Pfadspuren mit anderen bunten Alpenblumen. Die Egger Alm gehört einer Genossenschaft von Gailtaler Bauern, etwa 30 Milchkühe weiden im Sommer und der Senn und die Sennerin produzieren hier besten Gailtaler Almkäse. Die Alm besteht aus über 30 einzelnen kleinen Holzhäusern. Jeder Bauer im Tal, der Vieh besitzt, hat das Recht, auf der Alm ein eigenes Holzhaus zu erstellen. Der slowenische Einfluss war hier sehr gut spürbar.

Freitag, 14. Juli 2023, Egger Alm 1422m – Hermagor – Villach
Bei bestem Wetter bestiegen wir am Vormittag den Poludnig 1999m und kehrten ein letztes Mal ein, in der spartanisch eingerichteten, urchigen Poludniger Alm. Die Wirtin überraschte uns mit einem Kärntner Verhackerten (Brotaufstrich-Spezialität) und erklärte uns die Zubereitung. Zurück auf der Egger Alm holte uns wiederum ein Alpentaxi ab und fuhr uns nach Hermagor, wo wir den Zug nach Villach bestiegen.

Wir tauchten in das Kärtner Städtchen mit südländischem Touch ein. Nach dem Apéro bei sommerlichen Temperaturen liessen wir uns im Hotel Goldenes Lamm kulinarisch verwöhnen.

Samstag, 15. Juli 2023
Nach einer erholsamen Nacht im breiten, bequemen Bett und einem reichhaltigen Frühstücksbuffet verabschiedeten wir uns von Villach/Kärnten. Unser Zug Richtung Heimat fuhr kurz nach 9 ab. Durch den Tauerntunnel fuhren wir über Salzburg, Innsbruck, Arlberg, Zürich nach Hause, wo wir mit vielen unvergesslichen Eindrücken alle gut ankamen.

Ein grosses Kompliment an unsere Tourenleiterin Regina Zweifel. Sie hat die Tour professionell vorbereitet, top-organisiert, fachkompetent geleitet und abwechslungsreich gestaltet. Wir fühlten uns alle stets gut betreut und aufgehoben.

Unsere bunt zusammengewürfelte Gruppe harmonierte von Anfang an aussergewöhnlich gut- auch die vier Neulinge wurden bestens integriert; Kameradschaft, Hilfsbereitschaft und Humor standen an erster Stelle!

Hier noch einige Insider-Anekdoten:

  • Die gelben und blauen Wanderschuhe direkt hinter Regina waren „on tour“ unzertrennlich und harmonierten marschtechnisch perfekt.
  • Die Blumenkennerinnen (Flora Helvetica!) versorgten uns unterwegs mit vielen interessanten Informationen.
  • Ab Obstanserseehütte wurde jeden Abend genussvoll „trumpft, gschobe und gwyse“.
  • Die Zimmerverteilung war jeden Abend eine spannende Sache! Gemischt oder getrennt? Oben oder unten? Einmal flog sogar ein BH durch die Luft. Die Beteiligten schwiegen und genossen! So viel zu den „Bettgeschichten“.
  • Tiefgründige Begegnung zwischen Mensch und Huhn. Huhn Rosi verzückte und holte längst vergessene Emotionen an die Oberfläche.
  • Kulinarisch wurden wir sehr verwöhnt mit Leberknödelsuppe, Frittatensuppe, Backerbsensuppe, Leber- und Kaspressknödeln, Bergen von Krautsalat und Sauerkraut, Kärntner Verhackertem, geräucherten Schotten, Wiener Schnitzel, Palatschinken, gigantisch grossen Kaiserschmarrn und der top angepriesenen, mehrschichtigen, filigranen Torte (die sich als abgestandene Kopie einer Saint-Honoré-Torte entpuppte).

 

Es war einfach wunderbar!

Die Berichtschreiberinnen: Monika und Barbara