Galtigengrat

Frühmorgens um 06:15h treffe ich am Bahnhof Liestal auf Thomas, in Gelterkinden steigt Peter zu. Zufrieden, motiviert und mit Vorfreude auf einen herrlichen und sonnigen Klettertag gleiten wir in kurzer Zeit per SBB nach Luzern. Kurzes Umsteigen auf die Zentralbahn  (mit extra für mich gefertigtem Butterbrezel – jaja, ein gediegenes Frühstück muss an einem solchen Tag schon sein!) und in wenigen Minuten steigen wir in Alpnachstad aus. Wiederum per Bahn, diese aber mit einem Zahnrad angetrieben gehts steeeeeeeeil den Pilatus hoch zur Mittelstation Aemsigen.

Da heissts definitiv sich überflüssiger Kleidung zu entledigen, unser Stern wärmt schon ganz beträchtlich! In einer gemütlichen Stunde erreichen wir nun via das natürliche und geniale Felsband, das die gesamte Mattalpplatte von links unten nach rechts oben quert den Einstieg des Grates. Allein schon der Zustieg über diese natürliche «Treppe» ist ein Highlight!

Der Galtigengrat selber ist auch eine Wucht: in alpiner aber immer gut bohrhakengesicherter Kletterei gehts über die vier Türme mal flacher, gegen Schluss eher steiler bergwärts. Zwischendurch müssen auch mal Glasfranken oder ääähh, wie heissen sie jetzt?? ach ja, Grasflanken gequert werden, es ist also eine eigentliche Bergtour in Kleinformat, die locker in einem Tag von zuhause aus bewältigt werden kann. Nicht ganz unerwartet sind wir nicht die einzige Seilschaft und trotzdem erreichen wir das Haupt des vierten Turmes als Dreierseilschaft in ansprechender Zeit.

Die wohlverdiente Gipfelrast mit umwerfender Rundsicht auf Jura, das Mittelland, Luzern, den See und die «richtigen» Berge geniessen wir nun zu viert – mit Bergdohle – auf dem Rosegg. Es stellt sich nun die Frage: hoch zum Pilatus Kulm oder runter zurück zur Mittelstation Aemsigen? Wir sind schliesslich Bergsteiger, wollen also immer höher und nicht tiefer, der Entscheid fällt schnell und einstimmig. Diesmal gibt Thomas den Takt an, bzw. das Tempo vor und das hats in sich. In gefühlten 37 Sekunden erreichen wird des Pilatus› Kulm den Esel über den Felsenpfad querend…

Oben angekommen tauchen wir kurzerhand in eine komplett andere Welt: zweites Jungfraujoch, nur 1322 Meter tiefer! Zahnrad- und Luftseilbahn gondeln gefühlte Tausende Touristen hoch, wobei das Ohr das Schweizerdeutsch dort oben eher als exotische Art der Verständigung wahrnimmt, Sprachen aus Indien, dem asiatischen und arabischen Raum haben klar die Überhand. Natürlich «besteigen» wir noch die allerhöchsten der umliegenden Punkte, den Kulm und den Esel, kommen uns aber bei diesen «Besteigungen» mit Bergschuhen und Seilen auf den Rucksäcken leicht deplaziert vor angesichts der leichtbeschuhten BesucherInnen aus aller Welt… All die doch erheblich unterschiedlichen Eindrücke des Tages verlangen schliesslich noch ein Bierchen an einem der unzähligen Verpflegungsständen bevor wir uns in die Warteschlange für die Talfahrt stellen. Die Menschenmassen sind so gross, dass wir die Talfahrt einer Bahn in der Warteschlange stehend überspringen müssen. Thomas und Peter weigern sich dabei standhaft meiner Aufforderung eine Blancpainuhr für sagenhaft günstige SFr. 26’800.- zu erwerben Folge zu leisten! Warum wohl?? Nicht einmal das Billigmodell für nur SFr. 11’600.- wollten sie sich an einem so schönen Tag wie den heutigen gönnen. Da sieht man mal wieder, dass der Tourenleiter nicht die letzte Autorität ist 😉

Die Hightechzahnradbahn bringt uns mit vielen der Leichtbeschuhten wiederum steeeeeeil aber sicher nach Alpnachstad hinunter. Ein ausgesprochen schöner und erlebnisreicher Tag, mein allererster als Tourenleiter des SAC Baselland, geht dem Ende entgegen.

Danke Peter und Thomas für den tollen Tag!