Tourenwoche SAC Baselland in Bivio
Montag, 30. Januar bis Freitag, 3. Februar 2023 (4 Nächte) im Hotel Post
Voller Vorfreude auf ein paar schöne Tourentage im Bivio starteten am Montag frühmorgens sieben SAC-ler in Richtung Bündnerland. Im Heildiland trafen sich die Teilnehmer, um die Tour für den ersten Tag bei Kaffee und Gipfeli zu besprechen. Aufgrund der eher dürftigen Schneemenge passte David das Programm für den ersten Tag an. Anstelle eines Gipfels oberhalb von Stierva bei Tiefencastel wurde Sur als höhergelegener Startpunkt ausgewählt. Vom Parkplatz bei der Kirche führte uns zuerst der Schlittelweg bei strahlendem Sonnenschein auf die Alp Flix. Danach stiegen wir die leicht coupierten Hänge hoch zum Punkt 2502 bei Sur-Falotta. Die Hoffnung, doch noch etwas lockeren Schnee zu finden für ein paar schöne Schwünge bei der Abfahrt, begleitete uns die ganze Zeit. Diesen lockeren Schnee gab es auch, jedoch genau so viel, dass die Steine darunter auf den ersten Blick schön versteckt wurden und erst beim Drüberfahren sich bemerkbar machten. Anstelle von freudvollen Jauchzern löste dies bei den Teilnehmern eher ein Seufzen und Jammern aus. Der für Mitte-Ende der Woche angesagte «Schneesegen» liess uns jedoch gleich wieder die Kratzer vergessen und auf weitere schneereiche Touren hoffen.
Zufrieden nach der ersten Tagestour nahmen wir dann den letzten Streckenabschnitt unter die Räder bis nach Bivio zum Hotel Post, wo wir die nächsten vier Tage verwöhnt werden sollten. Wir wurden herzlich empfangen und hatten vor dem Apéro Zeit zum Ausspannen in den Zimmern oder bei einem Saunagang. Beim Apéro stiess unser Bergführer für die nächsten Tage – Marco Poltera – zu uns. Bei einem feinen Abendessen konnten wir die Touren für die nächsten Tage besprechen.
Am Dienstag ging es nach einem vielfältigen Frühstück hoch zum Julierpass zum Hospiz, wo Marco bereits auf uns wartete. Das heutige Tagesziel war der Piz Surgonda (3195). Bei eisig kalten Temperaturen starteten wir zum Warm-up gleich mit ein paar Spitzkehren hinter dem Parkplatz, dass die Muskeln, Füsse und Hände warm wurden und uns die eisigen Böen gleich vergessen liessen. Durch eine wunderschöne Landschaft mit Beobachtung von einem Dutzend Gemsen am Sonnenhang und mit vielen Triebschneereichen Mulden führte uns die Route stets aufwärts in Richtung Gipfel. Der letzte Gipfelhang hatte es dann in sich mit windgepresstem Schnee, wo sich die Harscheisen sehr bewährten. Auf dem Gipfel angekommen konnten wir das wunderbare Panorama geniessen. Beim Bereitmachen für die Abfahrt machten sich zwei Helme selbständig und genossen eine rasante Fahrt in Richtung Talkessel. Ein sich verselbständigender Rucksack im steilen Hang der anderen Gruppe konnte vor Absturz gerade noch gerettet werden. Glücklicherweise konnte Marco auch die beiden Helme wieder retten, was beide Skitourengeher sehr erfreute. Ein kleiner Test bezüglich Auslösefreudikeit der mit Triebschnee gefüllten Mulden bewies uns, dass die Lawinensituation doch zu viel Vorsicht mahnte und ein kleines Schneebrett rutschte
neben uns ein paar Meter weit den Hang hinunter. Unser Bergführer hat uns bereits im Aufstieg auf eben diese Mulde aufmerksam gemacht und diese umgangen, was sich als sehr weise Entscheidung entpuppte. Die weitere Abfahrt verlief problemlos im anspruchsvollen Bruchharsch und der gebotenen Vorsicht, um leicht versteckten Steinen auszuweichen. Ein kurzer Halt im Ospizio mit interessanten Gästen am Nebentisch, die so überhaupt nicht in die Bergwelt passten, liess den Nachmittag ausklingen.
Für den Mittwoch stand ein Highlight auf dem Programm: der Piz Lunghin mit der kontinentalen Dreifach-Wasserscheide. Bei kalten Temperaturen zogen wir alles an, was unsere Rucksäcke an Kleidung preisgaben und nahmen die beiden Skilifte bis zuoberst im Skigebiet Bivio. Eine rasante Abfahrt in den Talkessel bei erfreulichem Schnee liess uns die Kälte gleich vergessen. Der Aufstieg bis zum Pass Lunghin war angenehm. Am Pass teilte sich die Gruppe auf: Die eine Gruppe mit unserem Bergführer nahm die letzten Meter zum Piz Lunghin (2779) in anstrengendem Altschnee unter die Felle mit einem letzten Anstieg zu Fuss über den Grat. Die andere Gruppe zog den Aufstieg an der Sonne zum Piz dal Sasc (2720) vor. Wir trafen uns dann alle wieder bei der Wasserscheide für die Mittagsrast und eine kleine Lektion zu Schneeprofilen von Marco. Eine wunderschöne Abfahrt mit einem zweiten kurzen Aufstieg, um weitere Pulverschneehänge zu finden, rundete den Nachmittag ab. Auf dieser Tour lernten wir auch die Schuldige für unseren Schneemangel kennen – Margrit entpuppte sich als «Schneediebin» um ihren Tee zu strecken und auf Trinktemperatur zu bringen. Aber die lange angepriesene «Scheewalze» für Donnerstag und Freitag liess uns dies gleich wieder vergessen. Zurück im Hotel mussten wir leider die Entspannung noch etwas vertrösten, da das Vorheizen der Sauna vergessen ging und wir zuerst noch etwas in der lauwarmen Sauna ausharren mussten.
Nun sollte sie endlich eintreffen, die lang ersehnte «Schneewalze» aus Österreich. Doch leider kamen nur gerade einige wenige Millimeter Schnee bei uns an und das Wetter strahlte wieder um die Wette – perfekte Voraussetzungen für die Rocabella (2730), dem Hausberg von Bivio. Bei viel eisigem Wind legten wir die Höhenmeter zurück bis zum Gipfel, wo ein regelrechtes Wettrennen beim Umrüsten zur Abfahrt stattfand, um möglichst schnell dem Wind zu entkommen. Es reichte nicht mal für ein Gipfelfoto. Dafür fanden wir auf der Abfahrt einige schöne Tiefschneehänge und konnten am Bach in einer Wechte noch Sondierungsübungen mit einem echten Menschen im Schneeloch üben. Marco belohnte uns mit einem selbstgebrannten Genepi, welcher gleich wieder von innen erwärmte. Sogar Sonja, welche die Anordnung vom Bergführer aus lauter Vorfreude auf den Tiefschnee «überhörte» durfte einen Schnaps geniessen. In Bivio angekommen, stand noch LVS Training auf dem Programm. Auch die Kurzsichtigen haben dabei gemerkt, dass der Pfeil leichter lesbar ist mit Brille und sich die versteckten Sender schneller und zuverlässiger finden lassen. Ein ereignisreicher und lehrreicher
Tag wurde dann wie jeden Abend mit Entspannungsprogramm, Apéro und feinem Abendessen abgerundet.
Der letzte Tourentag stand an und alle freuten sich auf den krönenden Abschluss. Wiederum nahmen wir die Skilifte bis oben ins Skigebiet und rutschten dann ein paar Meter den Hang runter, um die Route in Richtung Forcellina zu erreichen. Hier luden bald vielversprechende Tiefschneehänge uns dazu ein, unseren Plan leicht anzupassen. Auf halbem Weg Richtung Forcellina kamen die Felle weg und wir zogen unsere Spuren in den Schnee, um dann unten im Tal unterhalb des Septimerpasses wieder anzufellen und nochmals 500 Höhenmeter zum Motta da Sett (2637) aufzusteigen. Der Gipfel zeigte sich wie die vorherigen Tage von seiner unangenehmen Seite mit eisigen Winden. Auf der Abfahrt wurden wir nochmals durch ein paar schneereiche Pulverhänge belohnt. Ein Teil der Gruppe wollte dann nochmals rund 250m aufsteigen, um nicht mühselig durch die Ebene stöckeln zu müssen und noch ein paar Tiefschneehänge zu suchen. Unsere Kollegen der «Stöckel-Gruppe» warteten dann auf einem sonnigen Bänkli beim Beginn vom Skigebiet mit einem Genepi auf uns. Wieder unten im Hotel verabschiedeten wir uns nach einer ereignisreichen Woche.
Herzlichen Dank an Marco für die kompetente Führung der Touren und die vielen lehrreichen Momente. Ein ganz grosses Dankeschön an David für die Organisation dieser tollen Tourentage. Es hat viel Spass gemacht.
Teilnehmende: Sven Sörenson, Margrit Roth, Eduart Junod, Sonja Balmer, Felix Frommherz, Beatrice Landolt
Tourenleiter: David Neugebauer Tourenbericht: Beatrice Landolt Fotos: Beatrice Landolt, Marco Poltera